Myrmecia
Myrmecia
Lebensräume/Habitat
Offenes Buschland, Heide und lichte Wälder sind Lebensraum für viele Myrmecia Arten.
Seltener kommen sie in dichten Wäldern vor, sehr viel eher an deren Rändern oder in größeren Lichtungen. Auch an Waldwegen und Straßenrändern sind sie mitunter anzutreffen.
Einige wenige Arten können auch landwirtschaftliche Gebiete, Gärten und Parks in direkter Nachbarschaft zum Menschen besiedelt.
Das Bild zeigt eine küstennahe Heidelandschaft.
Und hier einen lichten, sonnendurchfluteten Wald.
In solchen, wie oben gezeigten Habitaten entlang der regenreicheren Küstengebiete, kommen oft viele Myrmecia Arten vor.
Die Sonne kann den Boden erwärmen, dennoch bietet die lockere Vegetation den Ameisen auch schattige Rückzugsmöglichkeiten.
Die niedrigen, krautigen Stauden, Sträucher und Bäumen bietet den Myrmecia zudem zahlreiche Möglichkeiten Nahrung zu finden.
Im trockenen Landesinneren leben diese Ameisen meist in etwas dichter bewachsenen Gebieten. Die australische Wüste bekommt meist genügend Regen ab um Pflanzenbewuchs zu ermöglichen. Selbst Bäume und Sträucher wachsen in geschützten Lagen und bieten den Myrmecia in ihrem Schatten geeignete Lebensräume. Nicht selten sind die dort lebenden Arten allerdings dämmerungs- bzw. nachtaktiv um der Gluthitze des Tages zu entgehen.
Koloniegründung
Für Ameisen etwas ungewöhnlich, ziehen Myrmecia häufig schon Geschlechtstiere (Männchen und Jungköniginnen) auf, wenn die Kolonie selber noch sehr jung ist.
Die meisten Myrmecia Arten verfügen über große, vollbeflügelte Königinnen, bei manchen Arten jedoch kommen Arbeiterinnen-ähnliche (Ergatoide) Königinnen vor.
Die Jungköniginnen verlassen je nach Art noch im selben Jahr, oder im Jahr darauf das Nest um sich mit Männchen zu paaren und eine eigene Kolonie zu gründen. Bei den Arten ohne vollbeflügelten Königinnen laufen diese hierzu mehrere Tage auf dem Boden umher um neue Habitate zu erreichen, die anderen fliegen natürlich auf und davon.
Das Bild zeigt
Myrmecia michaelseni bei der Paarung.
Nach erfolgreicher Begattung sucht sich die Jungkönigin eine geeigneter Stelle um ein kleines Nest anzulegen in welchem sie ihre ersten Arbeiterinnen selbständig aufzieht.
Allerdings verlassen die Myrmecia-Jungköniginnen während der Gründung immer wieder ihr Nest um Futter für die Larven und sich selbst zu suchen. Dieses Verhalten, auch von anderen eher primitiven Ameisen bekannt, bezeichnet man als semiclaustrale Koloniegründung, im Gegensatz zur claustralen Gründung. Die Königinnen verfügen nicht über ausreichend Reserven um sich und ihre Brut ohne zusätzliche Nahrung zu versorgen. Bei moderneren Ameisen sind die Königinnen deutlich größer und haben genügend Reserven um ihre ersten Arbeiterinnen alleine damit aufzuziehen.
Eine Ausnahme der Gründung eines neuen Volkes durch eine einzelne Königin, bilden einige Arten welche temporär parasitisch gründen. Die Jungköniginnen dieser Arten suchen jede für sich das Nest einer geeigneten Wirtsart um in dieses einzudringen und die vorhandene Königin zu töten. Ist die Jungkönigin erfolgreich, lässt sie ihre eigene Brut von den übernommenen Arbeiterinnen aufziehen.
Nestbau und Struktur
Fast alle Arten haben dauerhafte Erdnester die oftmals mit einem Hügel bedeckt sind und nur wenige hundert bis tausend Tiere enthalten.
Kleinere Arten nisten je nach Lebensraum auch gerne unter Steinen, manche Arten nisten auch in morschen Holz und eine Art (Myrmecia mjobergi) aus den nördlichen Regenwaldgebieten nistet gar in epiphytischen Farnen auf Bäumen.
Anfangs sind die Nester sehr ähnlich und einfach aufgebaut, die gründende Jungkönigin gräbt eine Kammer dicht unter der Oberfläche oder unter einem Stein. Von dieser Kammer gräbt sie einen Tunnel senkrecht in den Boden bisweilen mit einer weiteren Kammer am Ende in welche sie sich bei Gefahr zurückziehen kann.
Später, mit zunehmender Anzahl an Arbeiterinnen werden die Nester komplexer und ihre Struktur ändert sich Arttypisch.
Die Grundstruktur bleibt jedoch recht ähnlich, wobei man zwei Nesttypen unterscheidet.
Alle Nester verfügen über einen mehr oder weniger tiefen, senkrechten Schacht, welcher in einer oder mehreren Hauptbrutkammern endet.
Von diesem Schacht zweigen in verschiedener Bodentiefe weitere Kammern ab, welche zum Teil als Abfallkammern oder als weitere Brutkammern genutzt werden. In komplexeren Nestern von sehr großen Kolonien können auch mehrere Hauptschächte vorhanden sein und die Kammern sind oftmals untereinander mit Gängen verbunden. Letztere Nester haben immer einen großen Nesthügel, während bei den einfacheren Nestern welche mit oder ohne Hügel vorkommen.
Links ein Nest kurz nach erfolgreicher Gründung,
Mitte ein Nest mit Hügel,
rechts ein großes Nest ohne Hügel.
Gerade kleine Arten haben oftmals keinen Hügel und der Nestausgang ist durch Pflanzenmaterial, kleine Steine und Kohlenstücke getarnt.
Die Königin befindet sich fast ausschließlich in der untersten Kammern am Ende des Schachtes, wohin sich die Ameisen auch bei kaltem Wetter zurückziehen.
Viele Arten lagern Abfälle, wie Futterreste und leere Puppenhüllen, in einigen Kammern ihrer Nester ein.
Die Beutetiere werden im Nest an die Larven verfüttert. Dabei werden die Beutetiere meist nicht zerkleinert sondern am Stück an die Larven gelegt. Die Larven von Myrmecia sind sehr beweglich und dazu in der Lage selbständig am Futter zu fressen.
Ausgewachsene Arbeiterinnen ernähren sich fast ausschließlich von Nektar und anderen zuckerhaltigen Pflanzensäften.
Da nur die sich ausserhalb des Nestes befindlichen Arbeiterinnen an solche Nahrung gelangen können, legen die von der Nahrungssuche zurückkehrenden Arbeiterinnen vieler Arten trophische Eier (unbefruchtete Nähreier) um die gefundene Nahrung an ihre Nestgenossinnen oder auch den Larven weiterzugeben.
Der bei anderen Ameisen vorhanden Sozialmagen ist bei Myrmecia meist unterentwickelt, jedoch nicht bei allen Arten, so dass diese die Nahrung wie bei höheren Ameisen über Trophallaxis teilen.
Dieses Video zeigt einige Arbeiterinnen von
Myrmecia nigrocincta an ihrem Nest. Wohl eine der am auffälligsten gefärbten Arten.
Nahrungssuche und Jagd
Ein weiteres eher ursprüngliches Merkmal von Myrmecia zeigt sich auch bei der Nahrungssuche, die Arbeiterinnen sind Einzeljäger. Sie suchen alleine am Boden oder in der Vegetation nach Nahrung. Dort jagen sie nach allerlei kleinen Insekten und Spinnen als Nahrung für die Larven im Nest.
Für sich selbst sammeln sie hauptsächlich Nektar und Pflanzensäfte.
Das Bild zeigt eine Arbeiterin von Myrmecia pilosula auf einem Strauch nach Nahrung suchend.
Zur Beute von Myrmecia gehören nicht selten auch andere Ameisen.
Das Bild zeigt eine Arbeiterin von Myrmecia nigrocincta, welche eine Ameise der Gattung Polyrhachis erbeutet hat.
Myrmecia sind aktive Jäger, legen sich aber auch auf die Lauer um vorbeikommende Arthropoden überraschend aus dem Hinterhalt zu schlagen.
Sie jagen meist auf Bäumen und anderen Pflanzen, aber auch auf dem Boden.
Es gibt Anzeichen dafür, dass zumindest bei einigen Arten visuelle Reize ausschlaggebend sind zum erbeuten von Futtertieren.
Wird ein Beutetier entdeckt wird es mit den kräftigen Mandibeln gepackt und sofort mit dem Giftstachel gestochen.
Das Bild zeigt einen ziemlich großen Nesthügel von Myrmecia desertorum.
Natürliche Feinde und andere Bedrohungen
Natürliche Feinde dieser Ameisen sind neben Spinnen auch räuberische Insekten, Vögel, Reptilien und Säugetiere.
Raubwanzen (Gminatus australis) sind äusserst geschickte Jäger, die auch Beute bis zu ihrer eigenen Körpergröße überwältigen können. Um sich besser an ihre Beute anschleichen zu können, tarnen sie sich oft mit Sand oder ähnlichen Material:
Rotrückenspinnen oder Redbacks (Latrodectus hasselti) sind besonders erfolgreiche Ameisenjäger. Ihre Netze sind so konstruiert, dass Ameisen welche darunter hindurchlaufen an den unter spannung stehenden Klebefäden hängenbleiben, vom Boden hochgerissen werden und somit nicht mehr entkommen können.
In dem unten abgebildeten Netz finden sich Überreste von Arbeiterinnen der Ameisengattungen: Camponotus, Leptomyrmex und auch Myrmecia:
Ameisenigel (Tachyglossus) ernähren sich von Ameisen oder Termiten und graben mit ihren Grabkrallen deren Nester auf um an die schmackhafte Brut und die Insekten zu gelangen:
Doch auch der Mensch stellt eine Bedrohung für diese Ameisen dar.
Durch die oftmals übertreiben dargestellte Gefahr von Myrmecia, werden die Nester in Siedlungsbereichen gezielt zerstört.
Aber auch die Veränderung und Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums könnte sich langfristig negativ auf die Populationen bestimmter Arten auswirken.
Das Video zeigt eine Arbeiterin von Myrmecia michaelseni bei der jagt auf eine Fliege.